Albert Schimanski ist tot

REVIEW – AUS DER GESCHICHTE DES DOMICILS

Albert Schimanski, langjähriges domicil-Vereinsmitglied und Gründungsmitglied, ist tot. Albert war bis vor wenigen Jahren, als es ihm gesundheitlich nicht mehr möglich war, ein besonders engagiertes Mitglied, dem es immer um den Fortbestand und die aktive Weiterentwicklung des domicils ging. „Seine besondere Diskussionsfähigkeit, seinen unbeugsamen Willen, keinem Problem aus dem Weg zugehen, und sein umfassendes Wissen zu allen Themen, die das domcil angingen, werden wir vermissen“, schreibt Uwe Plath, heute Vorsitzender des domicils. Aus diesem Anlass drucken wir ein Gespräch aus dem Buch „50 Jahre domicil“ ab, in dem sich Albert Schimanski an die Gründungszeit erinnert.

Albert Schimanski (links) mit dem finnischen Pianisten Iiro Rantala (rechts)

„Wir müssen das jetzt selber machen, Werner!“

Michael Kalthoff-Mahnke im Gespräch mit Albert Schimanski im Herbst 2018.

Werner Panke und Rainer „Glen“ Buschmann gelten als die unbestrittenen Galionsfiguren der domicil-Gründung vor nun mehr als 50 Jahren. Aber da gab es noch jemanden, ohne den es – möglicherweise – gar nicht zu dazu gekommen wäre, einen neuen Jazzclub auf der Taufe zu heben: Albert Schimanski, zu der Zeit Sonderschullehrer und Jazz-Begeisterter schon zu Zeiten des legendären Hot Clubs Dortmund. Ich traf den damals 82-Jährigen bei seinem Sohn in Dortmund. Die Folgen einer schweren Operation waren ihm anzumerken. Aber unser Gespräch ermunterte ihn und ich spürte: Das domicil war für ihn eine Herzensangelegenheit.

Albert, der Hot Club Dortmund war seit Anfang der 1960er Jahre geschlossen, aber damit war der Jazz in Dortmund ja wohl nicht tot. Wie kam es zu der Idee, einen neuen Jazzclub zu gründen?

Albert Schimanski: Ich glaube, dass die Zeit 1968 aus verschiedenen Gründen reif war. Nach dem Ende des Hot Club war eine Lücke entstanden. Ich war da noch sehr jung und an dem internen Clubgeschehen nicht so übermäßig beteiligt. Aber der Mangel wurde eben empfunden, so war mein Eindruck. Es gab natürlich in der Zwischenzeit weiterhin viele Jazz-Veranstaltungen in der Stadt. Man versuchte, auch so Traditionen wie die Weihnachtsmatinee, die es seit Ende der 1940er Jahre gab, zu erhalten. Man traf sich weiterhin am 2. Weihnachtstag zur Matinee, zum Beispiel in einer Tanzschule wie zuvor in den Rosenterrassen an der Westfalenhalle. Also: Der Wille war da, die Fäden zusammenzuhalten ...

... aber mehr nicht ...

... nein. Ende der 1960er Jahre kam eben diese Zeit, wo wie gesagt, auch von Musikern immer häufiger der Wunsch nach einem zentralen Spielort für Jazzmusik geäußert wurde. Glen Buschmann sagte immer wieder: „So was wie damals der Hot Club fehlt uns. So was müsste mal wieder herkommen.“ Und wo Werner Panke, noch ein bisschen defätistisch, sagte: „Nee, da wird hier nix draus.“ Es wurde viel geredet, aber nichts angepackt. Es war wirklich eine Spanne von Empfindungen, die dann auch dieser Unternehmung gegenüber vorhanden waren. Und wir waren nicht von Anfang an sicher, dass das was würde. Aber wir verspürten Rückenwind. Irgendwann im Frühsommer `68 habe ich zu Werner Panke gesagt: „Werner, dieses ganze Lamentieren, das ist gut und schön, bringt aber nix. Wir müssen das jetzt selber machen.“

Aber es dauerte dann doch noch einige Zeit, bis ein geeigneter Ort für einen Club gefunden werden konnte ...

... ja klar. Da waren erst einmal die Kosten. Ich sagte zu Werner: „Es gibt keinen Wirt, der vom Jazz leben kann.“ Was ja leider immer noch so ist. Eine Kneipenlösung schied damit aus. Ich habe dann ein Konzept vorgeschlagen, Geld von Unterstützern einzusammeln, um Räumlichkeiten zu finanzieren. Das war für mich der eigentliche Moment des Keimens gewesen, ja!

Ihr hättet auch euer privates Geld mit reingebracht.

Ja. Das konnten wir mildern durch die Zusage der städtischen Räume in der Leopoldstraße und durch Kredite der Brauerei, für die wir zu dritt persönlich bürgten: Buschmann, Panke, Schimanski. Und das hat den Werner dann total begeistert! Dass das auf einmal was Stabiles werden könnte, was Handfestes.

 

Mit freundlicher Genehmigung nachgedruckt aus "50 Jahre domicil", erschienen im Verlag Klartext, Essen

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