„Canterbury Scene – Ist das noch Jazz?
Die Simon Lanton School in Canterbury ist Anfang der 1960er-Jahre ein exklusives Internat für die Söhne von gut situierten Künstlern und Intellektuellen der Region. 1961 besuchen es Mike Ratledge, Brian and Hugh Hopper, David Sinclair und Robert Wyatt. In Hause der Wyatts, einem kulturellen Treffpunkt hört man Mingus, Coleman und Monk, aber auch Stockhausen.
Aus den Mitschülern werden Musiker, neue kommen hinzu, aus der Umgebung (Kevin Ayers) oder weitgereist (David Allen) und so formiert sich unter anderem die Band Wilde Flowers, Vorläufer der 1966 gegründeten Soft Machine. Zehn Jahre später, 1976 erscheint ihr 3-fach Album „Triple Echo“ in der bereits 15.Besetzung. Darauf befinden sich bereits veröffentlichte Stücke vorangegangener Platten, alternative Versionen und unveröffentlichte Songs.
Für viele Fans von Soft Machine ist die 1969 in den BBC-Studios aufgenommene Version von „Moon In June“ das Highlight, mitgeschnitten bevor sie später für das Album „Third“ eingespielt wurde.
Der LP-Box liegt ein Booklet mit vielen Fotos bei und besonders interessant ist der abgedruckte Stammbaum, der fast 60 Bandformationen und ihre Veröffentlichungen auflistet.
Aus den Schülerbands ist in 15 Jahren ein Musikernetzwerk entstanden, das als die Canterbury Scene in die Musikgeschichte eingegangen ist und dessen Verästelungen bis in die heutige Zeit reichen.
Neben Soft Machine haben auch weitere Bands der Canterbury Scene internationalen Erfolg erlangt, zum Beispiel Caravan oder Gong. Andere sind Insider-Tipps geblieben, wie Egg, Matching Mole, National Health oder Hatfield and the North.
Wer den Wurzeln und Trieben der genannten Gruppen und Musiker nachspürt, der begibt sich auch auf die Spuren der Entstehung der elektronischen Musik, mit der sich eine Experimentierfreudigkeit entwickelte, die jegliche Einordnung in Musikstile unmöglich macht. Daher bewegt uns beim Forum am Di., den 13.05. die Frage „Ist das noch Jazz?““
Wie immer bietet das forum eine Plattform, etwas Neues über Jazz zu erfahren und zum Austausch unter uns Jazzliebhabern und Liebhaberinnen.