Ausstellungen
Jazz live - im Rechteck
Jazz zu fotografieren bedeutet wie diese Musik selbst vor allem Improvisation: Bedingungen wie schwache und ständig wechselnde Beleuchtung, Standort der Musiker und des Fotografen, Bewegung auf der Bühne, Bühnen-Equipment, das die Sicht auf die Musiker erschwert – all dies ist eigentlich nicht gerade ideal für fotografische Momente und unterscheidet sich wesentlich von „klassischer“ Porträtfotografie mit ihren meist gestellten und inszenierten und technisch optimierten Aufnahmebedingungen. Vom Jazz-Fotografen sind eine gewisse Improvisation und Spontaneität, ein Einfühlen in das Situative und durchaus auch Zufällige abverlangt, wenn trotz der genannten Bedingungen Fotos gemacht werden mit dem Anspruch, die Live-Stimmung eines Konzerts, die Charakteristik eines Jazz-Musikers „im Rechteck“ festzuhalten.
In seinen kontrastreichen Schwarz-Weiß-Fotografien beobachtet der Bochumer Heinrich Brinkmöller-Becker mit seiner Kamera seit Jahren die Jazz-Szene im Ruhrgebiet: im Dortmunder domicil, in den verschiedenen Jazz-Clubs und Spielstätten oder bei Festivals in der Region. Hierbei geht es ihm besonders darum, das „Lebendige“ des Jazz und seiner Musiker, ihre Energie, Freude und Spannung festzuhalten. Die Schwarz-Weiß-Fotos fangen die Atmosphäre ein, sie erinnern dabei in ihrer Formsprache an die „Klassiker“ der Jazz-Fotografie, die die Vinylplatten-Cover zierten und bis heute die Ikonographie des Jazz prägen.
Zur Person: Dr. Heinrich Brinkmöller-Becker ist Medienwissenschaftler und langjähriger Lehrbeauftragter an der Ruhr-Universität am Institut für Film- und Fernsehwissenschaften. Aktuell leitet er das Ottilie-Schoenewald-Weiterbildungskolleg in Bochum. Ebenfalls ist er Text- und Bild-Redakteur beim Jazzportal ‚nrwjazz.net’. Neben eigener Fotografie organisiert und kuratiert er seit Jahren Fotoausstellungen.
Im Cathouse und anderswo
Das Cathouse war Zufluchtsort namhafter Jazzmusiker wie heimatloser Katzen. Die Villa am Hudson gehörte Baronesse Pannonica de Koenigswarter, einer militanten Tierschützerin wie Mentorin der New Yorker Jazz-Szene der 1950er bis 1980er Jahre (Charlie Parker starb auf dem Sofa in ihrem Appartment). Sie notierte und fotografierte hier „Die Jazzmusiker und ihre drei Wünsche“.
Auf Basis der sensiblen Polaroids schuf Ute Brüggemann großformatige Acrylbilder wie „Monk mit Katze“ und „Art Blakey Junior“. Weitere Portraits wie „Sweeter than the day“ oder „Kristin“ entstanden nach Konzertbesuchen zeitgenössischer Musiker.
Interessante Links:
- Bopping at the Cat House (Village Voice)
- Die Jazzmusiker und ihre drei Wünsche (Auszug / reclam)
- "Jazz: Geld! Alle Weiber! Alle Steinways" (Zeit online)
Jazz-Skizzen
Am 7.9.2012 findet vor dem Start des ProJazz-Festivals im "domicil" die Eröffnung einer Ausstellung der in Witten beheimateten finnischen Malerin Sinikka Airaksinen-Rade statt. Gezeigt werden Live-Skizzen, die bei verschiedenen Jazzkonzerten u.a. auch im domicil entstanden sind.
Die Improvisation ist die Basis des Jazz, der Strich die der Malerei. Wenn nun Jazz auf die Malerei trifft ist es naheliegend, diese Elemente zu verweben. Genau das hat Sinikka Airaksinen-Rade, Malerin aus Witten, getan. Mit ihrer Fähigkeit, mit wenigen Linien, Strichen und Schraffuren Konturen entstehen zu lassen die das Wesentliche auf dem Papier bannen, ließ sie sich bei Konzerten von den Klängen des Jazz, dem Licht- und Schattenspiel auf der Bühne, den emotionalen Entäußerungen der Musiker und des Publikums inspirieren.
Das spannende Ergebnis: Zunächst kleine Skizzen, die die Dynamik, Kraft und Vielfalt des Jazz in ungewöhnlicher Weise widerspiegeln. Skizzen, manche wild und bis zur Unkenntlichkeit verfremdet, andere sanft und auf die wesentlichen Konturen reduziert. Dwurch die nachträgliche Vergrößerung der Skizzen und die Umkehrung der Farben bekommen die Bilder letztendlich eine faszinierende Tiefe und einzigartige Kraft. Ob Carla Bley beim diesjährigen Moersfestival oder Cecilie Norby im domicil Dortmund, es scheint als würde die Musik den Verlauf des Strichs bestimmen und die Bilder beginnen zu klingen.
Jazz
"Seit es Jazz gibt, gibt es auch Bilder davon. Die Musiker, ihre Instrumente, die Atmosphäre, Energie und Spannung der Musik haben immer eine besondere Faszination auf bildende Künstler ausgeübt. Im letzten Jahr begann ich, eine Serie großformatiger Portraits von Jazzmusikern zu malen, jedem einzelnen seine Farbe zu geben, das Flimmern und Leuchten ihrer Musik für mich in Malerei auszudrücken. Ich male gerne Menschen, ich male mit Elementen der Karikatur, mit schnellen Strichen lasse ich mich improvisierend über einem Akkordgerüst der Grundfarben treiben. Nicht wissend, wie es enden wird. Das ist meine Wahrnehmung von Jazz, es ist die Musik meines Ateliers." (Günter Rückert)
Das domicil freut sich sehr, die Ergebnisse dieser Arbeit zum ersten Mal zusammenhängend präsentieren zu dürfen.
Günter Rückert ist bekennender Dortmunder und seit 1986 freischaffender Künstler in Sachen Malerei, Grafik und freiem Theater (u.a. künstlerische Leitung des Geierabends).
Vernissage: Fr 23.9.2011 um 20 h (Eintritt frei) - der Künstler ist anwesend.
Zur Eröffnung spricht der Kabarettist und Autor Bernd Gieseking.
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